Mission Accomplished!

Das Grande Finale steht an. Noch 1-2 Jahre zuvor hätte sich keiner der Jungs zu träumen gewagt, einmal den sechsten Tag in Richtung Menton am Mittelmeer zu steuern und die Route des Grandes Alpes in den Beinen zu haben. Irgendwie war am letzten Tag etwas mehr Aufregung zu spüren als die Tage zuvor. Man würde heut ein Monument des Rennradsports beenden.

Am Morgen traf man sich im großen Frühstücksraum, wo eine Horde deutscher Motorradfahrer wie die Hunnen eingefallen war. Da hatte der ein oder andere wohl seine gute Kinderstube vergessen oder nicht gehabt.
Flipp erschien wie alle anderen im Renndress, aber mit dem Vorsatz, nicht aufs Rad zu steigen. Der Vortag, insbesondere der Schlussanstieg mit leeren Trinkflaschen, mangelhafter Schaltung und Krämpfen würden ihren Tribut fordern.
Als man zu den üblichen Startvorbereitungen überging, kam plötzlich die Wendung: Flipp montiert die Radschuhe an die Füsse. Er will es doch probieren, was die Teamkollegen wohlwollend zur Kenntnis nehmen.

Der erste kleine Anstieg des Tages bedeutet keinerlei Schwierigkeiten. Man pedaliert als geschlossenes Peloton nach oben auf den Col de Couillole. Schnell wurde das obligatorische Passfoto gemacht, um schnell die Hatz ans Mittelmeer fortzusetzen.

Nun stand der vorletzte Berg der 1.Kategorie an und Flipp geht ihn, aufgrund der von ihm bevorzugten Steigungsprozente recht flott an. Doch nach einiger Zeit meldeten sich die Nachwehen des Vortages, während zwischen den anderen 3 ein heisser Kampf entbrennt, der sich in abwechselnden Tempoverschärfungen und Antritten zeigte, um die jeweils anderen aus den Schuhen zu fahren. Das Ganze endete mit einem Gipfelsprint zwischen Gerhard und Corky.
Die Passhöhe erreichen zwar alle, aber für Flipp ist hier Pause. Der Schlafmangel der letzten Nacht soll auf dem Beifahrersitz im Auto nachgeholt werden. Also heisst es ausgeklickt, Helm runter und Augen zu.

Nicht so die verbleibenden 3 Pedaleure Corky, Micha und Gerhard. Für sie steht der letzte große Anstieg der Tour des Grandes Alpes 2014 auf dem Programm. Die letzte echte Prüfung, die noch zwischen unseren Jungs und dem Ziel in Menton liegt. Der Col de Turini. Noch einmal ein Anstieg der Kategorie 1.
Mittlerweile steht die Mittagssonne senkrecht über den Fahrern. Der Schweiss läuft in dieser Affenhitze. Der obere Teil dieser, von der Rallye Monte Carlo bekannt gewordenen Steigung, liegt dann zwar etwas schattiger, wartet jedoch mit ordentlich steilen Abschitten. Hier verpufft jeder letzte, noch irgendwie verbliebene, Funken an Energie.
Oben angekommen, wurde man schon langsam euphorisch. Jetzt kann das doch gar nicht mehr schiefgehen. Denn zum Abschluss folgt nur noch der eher unbedeutende Col de Castillon.
Flipp lud die gesamte Crew spontan auf Kaffee und Sandwich ein, bevor er sich nach dieser Stärkung auch wieder selbst in den Sattel schwang. Außerdem traf man hier noch eine Truppe aus der Gegend um Karlsruhe, die ebenfalls auf der Route des Grandes Alpes unterwegs waren, jedoch 1-2 Tage länger als unser Team 😉

Auf teils schlechten Strassen, aber dennoch ewig langen, sensationellen Serpentinen verlief die Abfahrt vom Turini.

Den letzten Pass, den Castillon erklommen alle vier wieder zusammen. Somit beendete man die Tour wie man sie begonnen hatte, gemeinsam!
Dann war es soweit! Auf der Abfahrt erhaschte man den ersten Blick aufs Meer! Im Endorphin-Rausch gen Menton!

Dort angekommen, die Ernüchterung. Vorbei war es mit der alpinen Bergidylle. Hinein in den Stadtverkehr hinter rußenden Bussen.
Dann endlich am Ziel: das Mittelmeer! Nach 6 Tagen, 784 Kilometern mit 19448 Höhenmetern erreichten unsere vier Pedalritter das Ziel in Menton.
Claudi hatte eine Flasche Schampus besorgt und man liess den Korken knallen, bevor alle ein Bad in den kühlenden Fluten nahmen.