„Oh je, warum tu ich mir das bloß an…“
Im ersten Teil widmen wir uns unserem Schönwetterfahrer Flipp, der während der Tour sehr unter den Witterungsbedingungen litt. Großes Lob des gesamten Teams wurde ihm und seiner Familie zuteil für die unbeschreiblich freundliche und angenehme Unterbringung und Verköstigung in seinem Heim nach der 3.Etappe der TdG2010.
Sportlich gesehen steigerte sich seine Berglust beim SellaRonda weiter und er wagte den Start bei seinem ersten Jedermannrennen in Görlitz. Außerdem legte er die schnellste TdG-Etappe aller Zeiten zurück und fuhr dabei trotz heftigen Regens „wie auf Schienen“…
„Mein Job und die viele Reiserei bremsten mich 2010 ganz schön aus und führten dazu, dass ich viel zu wenig im Sattel sein konnte. Es war fast wie verhext: immer wenn im Frühjahr Zeit war, passte das Wetter nicht – ich bin schließlich bekennender Schönwetterfahrer. Zum Glück gab’s aber das TdG-Team, dem ich nicht mit einem zu schlechtem Trainingszustand zur Last fallen wollte und durch das ich mich daher gerne anspornen ließ, doch immer irgendwo Platz für’s Radfahren im Kalender zu finden.
Im Juni wurde dann der gemeinsame Trip in die Berge zum ersten Rennrad-Highlight der Saison. Es war ein phänomenales Erlebnis, zusammen mit tausenden von Radlern bei Kaiserwetter die Sella Ronda zu meistern und sich glücklich keuchend über die Pässe zu quälen. Dass es dabei viel besser lief als ich aufgrund der mangelnden Vorbereitung befürchtet hatte, kann nur am mitreißenden TdG-Team gelegen haben.
Entweder an einem dieser Alpenpässe oder bei einer der inzwischen zur lieben Gewohnheit gewordenen gemeinsamen RTF-Ausfahrten ist es dann passiert. Ohne richtig zu wissen, wie mir geschah, fühlte ich mich plötzlich überredet, beim diesjährigen Rennen „Rund um die Landeskrone“ in Görlitz mitzufahren.
Dass mein allererstes Rennen eine heiße Sache wurde lag nicht nur an den gefühlten 50 Grad im Schatten, die am Renntag im Juli herrschten. Freude über das Wiedersehen mit alten bzw. Kennenlernen von neuen Team-Kollegen … Anspannung am Start … Das ist zu schnell für mich – schon nach wenigen Kurven den Anschluss ans Hauptfeld verloren … Kampf mit der eigenen Leistungsgrenze … Erste Runde geschafft! … Schiss vor der Blamage, als letzter oder gar nicht ins Ziel zu kommen! … Den da vorne kriege ich! … Den auch! … Zweite Runde geschafft … Oh je – warum tu ich mir das bloß an? … Gleich kotz ich! … Mist – jetzt überrunden die Profis mich auch noch! … Das ist der letzte Anstieg! … Wow – ist das geil, beim Zieleinlauf angefeuert zu werden! … Hurrah, geschafft! … Wasser! … Eine komplexe Gefühlsgemengelage. Am Ende war ich unter den ersten zwei Dritteln meiner Altersklasse – doch die 24 Minuten Rückstand auf den Gewinner kratzen schon ein wenig an der Ehre…
Im August kam dann endlich die langersehnte TdG, auf die ich das ganze Jahr hingefiebert habe. Doch nicht nur ich. Auch meine Familie sollte diesmal etwas vom TdG-Feeling spüren, denn die Routenplanung sah eine Übernachtung bei uns daheim vor. Doch das war nicht der einzige Höhepunkt der Tour. Attribute wie extrem lang, extrem bergig, extrem nass (und das mir!) charakterisierten die Etappen und schweißten das Team ebenso zusammen wie die abendlichen „Gelage“. Vielleicht hätte ich beim Wasserski doch nicht kneifen sollen! Auch wenn ich’s vorgezogen habe, die letzte Etappe im trockenen Zug zurück zu legen, hat’s mir wieder riesigen Spaß gemacht. Und unter’m Weihnachtsbaum lag ein Fotokalender mit Bildern von der diesjährigen Tour. Auf dem Deckblatt steht verheißungsvoll „nur noch 239 Tage …“
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